Zur Person
Wolfgang Kupferschmid,
nach Schulabschluss absolvierte ich eine landwirtschaftliche Ausbildung im Klostergut der Benediktinerabtei Niederaltaich, - an der Donau zwischen Regensburg und Passau gelegen. Im Anschluss folgte ein Fachstudium für Landwirtschaft an der seinerzeit "Höheren Ackerbauschule" in Landsberg/Lech ehe der Eintritt in den Beratungs - und Bildungsdienst der Landwirtschaftsverwaltung in Bayern erfolgte. Verschiedene Stationen führten in das Bayerische Staatsministerium für Ernährung Landwirtschaft und Forsten. Hier war es Aufgabe landtechnische Ausbildung, Beratung, Forschung und überbetriebliche Zusammenarbeit zu entwickeln, zu organisieren und zu koordinieren.
Erworbene Kenntnisse aus der Planung und Einrichtung von Fachschulen in Bayern konnten bei
- Centro de Formacion Profesional in Loma Plata, und
- Centro de Formacion para Hogar y Nutricion in Neuhalbstadt/Neuland im Chaco in Paraguay
verwertet werden.
Über 10 000 deutschstämmige Menschen haben in der "grünen Hölle Chaco" einen Lebensraum gefunden und einen Produktionsstandort für Agrargüter aufgebaut der die nationale Versorgung sichern hilft und Handelspartner für internationalen Nahrungsgüteraustausch ist.
Berufliche Aus - und Fortbildung junger Menschen auf dem Standort sind durchaus Teil für den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolg und seiner Nachhaltigkeit.
Der Autor schildert in der Chronik "35 Jahre berufliche Bildung am CFP in Loma Plata" den Aufbau beruflicher Bildungsarbeit als gemeinsames Projekt vieler Beteiligter, das zu einer Erfolgsgeschichte für die deutschstämmigen Siedler und ihre indigenen - sowie latinoparaguayischen Nachbarn wurde. Abwanderung ist auf dem Standort kein Thema mehr.
Zu Entwicklungsprojekte:
Neben den klassischen Fachaufgaben in den Fachresorts der Landwirtschaftsverwaltung erfolgte ab den Jahren 1970/80 internationale Partnerschaftshilfe,
Verschiedene Umstände ergaben eine begleitende, fördernde Zusammenarbeit mit deutschstämmigen Siedlungsgemeinschaften in Brasilien und Paraguay. Die Verbesserung und Sicherung der agrarischen Produktionsleistung sowie die Entwicklung hin zu gemeinschaftlicher Erzeugung und Vermarktung waren wichtige Maßnahmen auf den Standorten. Zur Absicherung dieser Leistungen wurde die fachliche Aus - und Fortbildung sowie die Errichtung von Bildungsstätten mit der Ausbildung von Lehrkräften partnerschaftlich vorgenommen.
Am Beispiel der beruflichen Bildungsstätte
- Cento de Formacion Profesional in Loma Plata
wird ein nachhaltig erfolgreiches Bildungsprojekt vorgestellt.
In den 1970/1980ger Jahren beteiligte sich das Staatsministerium, wie andere Fachverwaltungen in Bayern auch an der Planung und den Aufbau von Partnerschaftsprojekten -, hier in Südamerika um auf verschiedenen Standorten praktische Bildungs - und Aufbauhilfe zu gewähren. Aus den Verwaltungen in den Ländern steht Personal mit fachlicher Kompetenz zur Verfügung. Haushaltsmittel zur Projektförderung werden bereitgestellt.
Von Paraguay kannte ich - 1981 - romantische Gitarren- und Harfenmusik und den Chaco als Standort für Dreharbeiten zu Westernfilmen. Von der Existenz dreier Siedlungsgemeinschaften im Chaco mit ca. 10 000 deutschstämmigen Menschen waren keine Kenntnisse vorhanden - wie auf Nachfrage festgestellt, bei vielen anderen Landsleuten in Bayern auch nicht-. Dieser negative Kenntnisstand war umgehend zu ändern, denn der Vertreter der mennonitischen Gemeinschaften in Paraguay, - ein Herr Kornelius Walde -, kündigte seinen Besuch im Staatsministerium an und dabei sollte ein gut informierter neuer Projektberater und -begleiter vorgestellt werden.
In vielerlei Hinsicht war dieses Projekt für mich als Mitarbeiter einer obersten Landesbehörde in Bayern ein Neuanfang und für die Beteiligten auf dem Projektstandort im Chaco wohl auch. Am Beginn dieser Maßnahme erkannte ich die Tragweite dieses Vorhabens für den vorgesehenen Standort, für die Beteiligten und für mich selbst, noch nicht. Auch einen Zugewinn für persönliche Entwicklung und kulturelle Bereicherung konnte ich am Beginn dieses Projektes nicht absehen. All dies trat im positiven Sinne ein, sowohl für mich, wie für das Vorhaben und ich wünschte für viele Beteiligte am Projektstandort im Chaco und in Bayern auch.
Als Beauftragter des Projektes aus Bayern war die Auftrags-Übertragung im Staatsministerium mit entsprechender administrativer und finanzieller Ausstattung eine gute Vorgabe. Auch die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit der Alfons Goppel Stiftung, einer aktiven und kompetenten „Nichtregierungsorganisation – NRO“, war von Bedeutung für den Erfolg. Die mennonitischen Gemeinden im Chaco als Projektpartner nahmen, nachdem eine verbindliche, positive Willensäußerung durch die Vertreter der politischen Führung, den „Oberschulzen = Siedlungsleiter“ vorlag, die Maßnahme ernsthaft, partnerschaftlich und vereinbarungsgetreu auf, um sie umzusetzen und nachhaltig zu tragen. In der Zeit des Projektaufbaues und der Projektbegleitung über 30 Jahre habe ich zuverlässige und zukunftsinteressierte Partner kennen lernen dürfen. Allen die sich mit dieser beruflichen Bildungsstätte befasst und hier eingebracht haben, möchte ich für den durchaus fordernden Einsatz von Herzen danken.
Diese Chronik ist so angelegt, dass nicht nur Ausführungen über z.B. Erforderlichkeiten bei baulichen Anlagen und deren Ausstattung gemacht werden. Mir ist es ein Anliegen, dass sich in diesem Werk viele Beteiligte namentlich finden, die an Planung, Erstellung und Betrieb mitgewirkt oder einen aktiven Beitrag geleistet haben, um diese Bildungsstätte zu dem werden zu lassen was sie jetzt - 2011 nach 30 Jahren- geworden ist: „ Eine Bildungs- und Begegnungsstätte für alle, die mit vermittelter, fachlicher Kompetenz den Chaco als wunderbaren, anspruchsvollen, entwicklungsfähigen Lebensraum nachhaltig sichern wollen“.
Hierzu ist wichtig, das „Centro de Formation Profesional in Loma Plata“ – CFP - zu einer Bildungs- aber auch Begegnungsstätte werden zu lassen, in der sich die interessierten Chacenios - gleich welcher ethnischen Zugehörigkeit - treffen und austauschen können, also Eltern, Schüler, Lehrkräfte und Ausbilder, Absolventen, Verantwortliche aus Politik und Verwaltungen, Interessierte aus Unternehmen und Handel und natürlich Gäste aus aller Welt. Sie alle machen diese Einrichtung zu einer Institution mit guter Adresse, die man kennen will und soll, weil man hier wichtige und interessante Informationen erhält, aber auch offen ist für konstruktive Anregungen und Angebote.
Der Bedarf und die Nachfrage nach fachlicher Kompetenz auf dem für agrarische Produktion sehr sensiblen Standort und die zunehmende Durchdringung von Absolventen in Betrieben, Werkstätten und Büros regionaler und überregionaler Einrichtungen hat zu breiter Akzeptanz des CFP geführt und den erforderlichen Schub gegeben um die Ernsthaftigkeit und Notwendigkeit für berufliche Bildung zum Ausdruck zu bringen. Berufliche Bildung erfordert permanenten Einsatz sowohl im Chaco, wie in Paraguay und auch weltweit muss sich berufliche Bildung an der Dynamik internationaler Entwicklung orientieren und ist daraufhin auszurichten.
Ich wünsche diesem beruflichen Bildungsprojekt weitere 30 Jahre Erfolg, für den Chaco und die dort lebenden Menschen.
W.K.
P.S. Für den eingeweihten, örtlich vertrauten Leser aus dem Chaco sind verschiedene Erklärungen und Darstellungen selbstverständlich und bekannt. Es gibt jedoch auch projektinteressierte Beobachter außerhalb des Chaco, u.a. in Bayern, die den Standort mit seinen Bedingungen kennen lernen wollen und diesen partnerschaftlichen Austausch zwischen den Institutionen, Kontinenten und Regionen verfolgten und/oder verfolgen, sich über Entwicklungsschritte, Hintergründe und Erkenntnisse informieren und diese hinterfragen wollen, sowie über Ergebnisse evtl. freuen möchten.